20. Dezember 2018
Glædelig Jul
Weihnachten in Dänemark
Weihnachten beginnt bei uns schon mit „kleine Weihnachten“ am 23. Dezember. Der Weihnachtsbaum wird von der Familie und einigen Freunden aufgestellt und üppig geschmückt. Auf der Spitze prangt ein großer Stern. Es folgen Flechtherzen, Tütchen mit Süßigkeiten, Kugeln, Figürchen und, ganz wichtig: Girlanden mit kleinen dänischen Papierfähnchen. Naja und Lichterketten natürlich. Manchmal auch noch echte Kerzen. Für die fleißigen Helfer gibt es schonmal vorab Småkager, die für Weihnachten gebacken wurden. Der Baum wird in der Mitte des Raumes aufgestellt, damit Heiligabend genug Platz ist, darum herum zu tanzen.
Heiligabend gehen wir in einen der drei Gottesdienste, die von der Kirchengemeinde angeboten werden. Man sucht sich den für sich am besten passenden um 10 Uhr, 12 Uhr oder 15 Uhr aus. Im Verlauf des 24. Dezembers wird fleißig in der Küche gewerkelt, um die beliebten Dänischen Spezialitäten zuzubereiten. Traditionell gibt es entweder Flæskesteg (ähnlich zubereitet wie Schweinebraten mit Kruste) oder Ente aus dem Ofen. Zusätzlich gibt es oft auch Medisterpølse (Bratwurstschnecke). Auf keinen Fall dürfen dazu Rotkohl (warm und kalt), karamellisierte Kartoffeln, Salzkartoffeln, ganz viel braune Soße, Kartoffelchips und Asier (Senfgurken) fehlen. Die Familie und die Freunde treffen sich dann, wünschen sich glædelig jul und genießen gemeinsam mit einem guten Schluck Wein das Festmahl. Wenn man dann schon so richtig schön rund gegessen ist, wird aus der Küche feierlich der Risalamande (ähnlich wie Milchreis) mit heißer Kirschsoße hereingetragen. Das ist dann an diesem Abend die letzte Attacke gegen die Figur, denn natürlich isst ihn jeder bis auf den letzten Krümel auf, weil eine ganze Mandel darin versteckt ist und derjenige der sie findet, ein extra Geschenk erhält. Ehrensache, dass derjenige, der sie schon gleich am Anfang gefunden hat, sie dezent in die Wangentasche schiebt, damit alle sich plagen müssen und alles aufessen bevor das Rätsel gelöst wird. Dann kann man oft nur noch Piep sagen und es wird Zeit, um den Weihnachtsbaum herumzutanzen und Weihnachtslieder zu singen. Danach geht es einem dann ein wenig besser und einer nach dem anderen darf sich eins der Päckchen unter dem Baum nehmen, was dann unter den Augen aller mit ah und oh ausgepackt wird. Ja, so ist das Heiligabend bei uns!
Am ersten und zweiten Feiertag reißen die kulinarischen Genüsse immer noch nicht ab. Es gibt am späten Vormittag Julefrokost. Das besteht aus Sild mit Karrysalat, Eier mit Caviar, rote Kräuter-Sild mit Zwiebeln und Kapern, Aal mit Eierstich und Schnittlauch, geräucherte Schweinelendchen mit Eierstich, warme Leverpostei mit Pilzen und Bacon, Ribbensteg mit Asier und Rotkohl und zum Abschluss Kaffee und Schokolade.
Das Gute dann ist: es gibt auch Schnaps. Immer Aalborg Juleakvavit, der jedes Jahr eine spezielle Weihnachtsauflage erhält. Aber je nach Geschmack, gibt es natürlich auch Whiskey, Gin und was sonst so die Lieblinge sind. Natürlich geht man nach so viel Essen zwischendurch auch mal vor die Tür, um ein wenig von dem ganzen Essen abzulaufen und damit wieder Torte, Kuchen und Småkager hineinpassen. Puh, in den letzten Jahren habe ich oftmals bis zu 5 Kilo zugenommen! Der zweite Weihnachtstag ist für mich auch ein besonderer Tag. Da treffe ich mich mit allen Freunden aus meiner Schulzeit, die es in alle Winde zerstreut hat. Weihnachten kommen wir alle zurück, um mit unseren Familien zu feiern und um uns wieder zu sehen. Das ist ein großes Hallo bei gutem Essen und Bier und Schnaps!
Ja, so ist es! Jahr für Jahr eine große Herausforderung.
Frohe Weihnachten,
Casper Christensen, Praktikant aus Dänemark